Alles nur eingebildet?

Was ist eigentlich die Welt?

Die Elemente

Was ist die Welt? Die naive Antwort lautet: Alles was man so sieht, die Dinge, die uns umgeben, die Erde, das Universum, wir selbst. Was so offensichtlich scheint, ist aber falsch.

Betrachten wir ein paar Begriffe wie Ehre, Freundschaft, Beziehungskrise. Gibt es diese Dinge? Offensichtlich ja, aber man kann sie nicht anfassen. Die Welt zerfällt offenbar in zwei Teile: einen physikalischen und einen – nun ja – metaphysischen Bereich. Ersterer scheint der tatsächliche und reale zu sein, letzterer eher ein eingebildeter, nur im Kopf der Menschen existierender. Das eine, die Gegenstände um uns herum, existieren wirklich und richtig, das andere, die metaphysischen Dinge(?), scheinen weniger real, fast eingebildet.

In welcher Welt leben wir nun, in der der realen handfesten Gegenstände oder in der luftigen Welt platonischer Ideen? Wählen wir ein paar Worte aus und befragen sie:

Der Wechselkurs: Gibt es ihn? Offensichtlich ja und für den Reisenden ein wichtiges Stück Wirklichkeit. Doch wo und wie existiert er? Als universell verteiltes Gedankenkonstrukt in den Gehirnen der zivilisierten Menschen? Als elektromagnetischer Ladezustand in den Computern der Nationalbanken?

McDonald’s: Immerhin kann man in die Restaurants eintreten und die Burger verspeisen. Doch was ist eine Firma? Das Inventar, die Bilanzwerte, die Mitarbeiter? Das meiste kann man austauschen und die Firma als solche bleibt. Und dann die Marke: Völlig immateriell und als solche auch in der Bilanz, aber dort als enormer Wert. Oft höher als die Maschinen und das Mobiliar eines Unternehmens. Oder Ebay: Hier gibt’s schon fast gar nichts mehr anzufassen. Die paar tatsächlichen Büroräume sind offensichtlich nicht das, was man mit dem Namen verbindet.

Die Musik: Wer wollte sagen, es gäbe sie nicht. Aber sie ist nicht stofflich. Beethovens Neunte existiert auch ohne, dass die zugehörigen Schallwellen in der Luft stehen. Genauso die ganze Welt der Mathematik. Oder die schönen Farben, die ja bekanntermaßen erst in unserem Kopf entstehen.

Es scheint also, dass es eine nicht-physische Welt gibt und dass diese sehr real ist. Überhaupt bewegt sich unser Leben in dieser nicht-physischen Welt. Fragen wir doch mal anders herum: Gibt es diese so offensichtliche physikalische Welt überhaupt?

Konkret: Gibt es diese Tasse neben meiner Computertastatur? Eigentlich ist es nur ein Stück Porzellan. Die Eigenschaft „Tasse“ kommt ihr nur durch meine Benutzung zu. „Tasse“ ist Metaphysik; ist „Porzellan“ Physik? Auch hier können wir begrifflich einsteigen und versuchen, allen metaphysischen Schnickschnack abzustreifen. Aber auch, wenn wir den Stoff für bare Münze nehmen und auf seinen Kern hin untersuchen, bleibt nicht viel übrig. Generationen von Physikern haben die Dinge der Welt auf Quantenübergänge reduziert und rätseln immer mehr darüber, ob die von ihnen beobachteten Phänomene auch unabhängig von ihnen existieren.

Wenn überhaupt ist da „draußen“ nicht weiteres als eine amorphe Masse von Schwingungen und Teilchen. Fast ohne Eigenschaft und in jedem Fall völlig bedeutungslos. Und die Welt? Nun sie ist nicht physikalisch und existiert nur in unserem Geist, eine Geisteswelt also. (Aber keine Geisterwelt.)

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