Quijote

Wer das Kleingedruckte nicht liest, kann Überraschungen erleben

Die zwei Personen, die das Stück nach einer Viertelstunde verließen, hatten vielleicht nicht bedacht, dass „sehr frei nach Miguel de Cervantes“ heißen kann, dass vom Romanstoff nichts übrigbleibt. Die, die blieben, hatten aber einen sehr unterhaltsamen und bereichernden Abend. Dass es den Zuschauern gefiel, zeigte sich früh am Lachen und am spontanen Applaus mitten im Stück.

Hannes Weiler hat das Stück geschrieben und auch die Regie geführt. Aber was heißt das, wenn zu Beginn der Proben gar kein Text existiert? Wie mag das gehen, wenn der Autor erst während der Proben den Text schreibt und laufend umschreibt? Wie auch immer, es scheint zu gehen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Schauspieler das Theater mitmachen. Zu mindestens die Dramaturgin, Meike Sasse, wusste worauf sie sich einließ, denn sie hatte schon mit Weiler in Zürich gearbeitet. Doch offensichtlich hat er, wie sie beim Preview sagte, das Konzept diesmal auf die Spitze getrieben.

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KARL!

Gänsehaut

Tatsächlich konnten einige der rund hundert Zuschauer die Tränen nicht unterdrücken und irgendwann musste vermutlich jeder einmal etwas fester schlucken. Als nach der Premiere alle Mitwirkenden auf die Bühne kamen, war für die Regisseurin Susanne Frieling kein Halten mehr, sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf.

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Der zerbrochne Krug

Die Mischung macht’s. Oder auch nicht.

Das Kleiststück scheint zu Inszenierungen zu verleiten, an denen sich die Geister scheiden. Ich erinnere mich noch gut an die Version von Michael von zur Mühlen 2016 hier im Stadttheater, als Premierenzuschauer verärgert die Vorstellung verließen. So weit kam es diesmal nicht, aber man konnte nach der Premiere deutliche Worte hören. Denen konnte und kann ich nicht zustimmen, aber die Faszination der 2016er-Aufführung hat sich bei mir auch nach einer Woche nicht eingestellt. Warum? Bei der Spurensuche habe ich zwar lauter Zutaten gefunden, die für sich sehenswert waren. Zusammengenommen, scheinen sie sich aber nicht zu einem überzeugenden Bild zu fügen.

Beginnen wir mit dem Bühnenbild von Carolin Mittler. Man kann es nur in höchsten Tönen loben. Die Idee, das Bild, genauer, den Stich, der Kleist den Anlass bot, das Stück zu schreiben, als Bild mit Rahmen zum Bühnenbild zu erklären, ist großartig. Einzelne Teile des Schwarzweißbildes können als Einrichtungsgegenstände bewegt werden. Damit verschmelzen Bild und Spiel in manchmal verwirrender Weise.

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