Schicksal eines Regiefanatikers
Ungeplante Erlebnisse sind oft die bereicherndsten. Es war Zufall, dass wir gestern in „Gerron“ gelandet sind. Eigentlich stand „Momentum“ auf meinem persönlichen Spielplan, es fiel aber wegen der plötzlichen Erkrankung von Ingo Biermann aus. Wir hatten nur zwei Minuten um vom großen Haus in die Werkstatt zu wechseln und zum Glück hatte ich keine Ahnung, worum es in Gerron ging und musste schnell entscheiden, um die letzten Plätze zu sichern.
Zum Glück deshalb, weil erst, als das Stück begonnen hatte und ich André Rohde als Gerron mit Judenstern auf der Bühne sah, mir klar wurde, dass es an diesem Abend um die Grauen des Dritten Reichs gehen würde. Auch die Holzkonstruktion auf der Bühne entpuppte sich damit als KZ-Verschlag. Ich bin nicht immer aufnahmebereit für solchen Stoff. Besuche in KZ-Gedenkstätten führen einem stets vor Augen, wie grauenhaft Menschen sein können und wie viel Leid sie einander zugefügt haben. Ich muss mich erst innerlich darauf einstellen, bevor ich mich dem aussetze. Dazu kommt meine Sorge, dass das Thema für irgendeine Agenda missbraucht wird.
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